Hier nun also das Hörstückchen, mit dem ich zum 12. Berliner Hörspielfestival eingeladen wurde. Die Regeln für den Wettbewerb „Mikroflitzer“: Hörspiel, max. 60 sec, der Satz „Ich habe mich nicht erkannt“ und das Geräusch eines Tieres, das einen Klingelton imitiert, müssen enthalten sein.
Ich war im Lockdown konsequent
und hab auch nur allein gepennt
Ab Lockdown Zwo, Tag 109
wollt ich auch nur alleine sein
Vom Tag…ist nicht von Relevanz
galt auch für’s Selbstgespräch: Distanz
beschloss, dass ich mir ab jetzt schreib
Oder per Zoom. Oder per Skype.
Am Tag, als Hund das Smartphone fraß
(weil ich mit Abstand zu ihm saß)
streichelt mich eine fremde Hand
sie ist mir gänzlich unbekannt
Ich bin verblüfft. Da klingelt’s Tier.
Ein Anruf. Und er ist von mir.
Mein Ohr an seine Hintertür
Ich höre, wie ich es mir erklär:
Dass man derart distanzbestrebt,
sich selbst schlicht auseinanderlebt
Die fremde Hand macht winke, winke
ist freilich meine eigene linke
So bleibt als Fazit dieser crisis
(wofür das Fremdeln der Beweis ist):
Als ich schlußendlich zu mir fand
War’s spät: Ich hab mich nicht erkannt.
Hier findest Du die 12 Kurz-Hörspiele aus dem Finale samt der Abstimmungsergebnisse:
Das Festival ist wunderschön und läuft noch heute & morgen in der Akademie der Künste. Nix wie hin mit Dir.
„Mikroflitzer“ – was zuerst an einen zarten Bremsstreif in der Unterbux denken lässt, ist in Wahrheit der Beginn meiner neuen Karriere als schönstes Gesicht der Hörspielszene: Denn so nennt sich der rasanteste von mehreren Wettbewerben beim just stattfindenden 12. Berliner Hörspielfestival.
Die Regeln: Ein Hörstück war in 14 Tagen zu fertigen, maximal 60 Sekunden lang, das den Satz: „Ich habe mich nicht erkannt“ und das Geräusch eines Tieres, das einen Klingelton imitiert, enthält. Was will man machen. Ich bin nun im Finale.
An diesem Donnerstag wählt das Saalpublikum der Grande Gala als auch während des Live-Streams den flitzigsten der „Mikroflitzer“. Ich bin ab 18 Uhr ebenfalls in der Akademie der Künste zugegen.
Wenn Dir nun auch nach Festivität, dem Summsebrumm eines vollen Foyers und der Aufregung des analogen Miteinanders ist, dann sehen wir uns am Donnerstag. Um 21.45 Uhr wird der Siegerflitz gekürt.
Heute vor 64 Jahren kam meine Familie in die Bundesrepublik Deutschland. Elf Jahre Zeit, das Land auf mich vorzubereiten. War knapp.
Freilich hat mein Leben auch Stressizismen:
Die Speis‘ kann welken, der Trank, er prickelt aus.
Stabil bin ich, freilich, freilich, danke für die Neugier. Zum Plaudern nun fehlt mir die rechte Zeit, das Tagwerk ruft. So viele Lumpen sind noch zu färben, so viel an neuen Knöpfen anzunähen. Denn das ist mein Gewerk. Knopfannäher und Lumpenfärber bin ich väterlicherseits seit einer unzähligen Generation. Die Mutter hingegen eine kaschubische Brennballmannschaft, darum wohl mein Bedarf, dass jeder vierte Knopf der Nachbarschaft um ihre Köpfe fliegt. Davor verliert sich mein Stammbaum etwas, kein Wunder, so lange siedeln wir noch nicht auf diesem Planeten. Wie war noch mal die Frage?