29 Jan Eine blutleere Fantasie
Niemals nüchtern, dann ist alles gut. So dacht ich über Blutabnahmen, vielleicht nicht über alle, aber stets über die nächste meinige. Die fiel nun auf den Mittag, und die Koddrigkeit würde mir also vom Leibe bleiben, sie hat ja wohl eine Uhr. Ich plaudere also mit dem Arzt, er sticht mich unmerklich an, mir wird sogleich blümerant, hatt ich’s wohl doch gemerkt. Zum Glück und Frischlüften hat der Raum eine Außentür, in der ich nun stehe, kontrolliert ausblutend, tief einatmend. Der Schwindel schwindet, das Gespräch geht seinen Gang, nun mit jemand anderem, außerhalb meines Blickfelds, wir sprechen über Auftritte und Corona, ich fühle mich weidlich geborgen. Plötzlich schwindelt der Schwind wieder hin zu mir. Ein Gesicht blickt auf mich herab. Denn – Du ahnst es womöglich, aber auch, wenn nein: Das Gespräch zwischen Tür und Engel gab es nur in meinem Film. Ich war ohnmächtig gegen den Rahmen gebollert, der Arzt hatte mich bereits bodenwärts drapiert, mir die Füße hochgelegt und die Memmendecke über mich gebreitet, die mit der Aufschrift Das ist ganz normal. Wenn man Du ist. Es gab Wasser und Kekse (Krankenkasse), und nach einer gefühlten halben Stunde (es war eine ganze) konnte ich auch schon wieder aufstehen, ohne dass sich der Horizont für’s Kippen entschied. Zuversicht in der Ohnmacht also. Das Ganze hatte auch was Gutes, hätte der Arzt seine Pointe nicht vergessen: „Welcher andere? Und welches Covid? Sie Fantast.“
P.S. Den Cut über der Augenbraue verkauf ich als Boxkampf mit (Henry) Maske.