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In eigener Lache
Lieber Mitmensch,
die meisten der klaschissen Kommunikationsmodelle heißen ja in Wahrheit klassische Kommunikationsmodelle und gehen so:
Sender A will Empfänger B die Botschaft C (Zeh) übermitteln und wählt nun ein beidseitig zugängliches Medium (in meiner Jugend und sicher auch heute noch Nummer Eins: Brief, handgeschöpfte Bütte). Komplexere Modelle untersuchen zudem Parameter, die entscheiden können, ob Zeh bei B überhaupt so ankommt, wie von A gemeint. Beispiel: Lebt denn B (hier: der alte Holzmichl) noch?
Wie so oft bei Modellen, wird es mancher Stelle bedenklich dünn. Hier ist es der Bezug zum heutigen Weltenflow. Das Leben – wie so oft natürlicher Feind der Theorie – hält für die Dauer der zu modellierenden Kommunikation partout nicht still. Allein wir! Also Du und ich und die anderen: Wie wir da übers Land mäandern und noch, während wir selber kommunizieren, uns im alltäglichen Gewimmel von Foodora-Radlern umfahren, von andren Wutbürgern zurückanschreien und von Mutti anrufen lassen, warum wir nicht anrufen und wer da im Hintergrund so brüllt. Und so ruhig ist es auch nur Sonntags um 8.
Ebendiese Weltenschwingung ist laut Zbigniew Karkowski Antrieb des Lebens, des Universum und des ganzen Rests. A pro pos laut: Vibration ist alles, baby. Karkowskis Kompositionen, Schwerpunkt des diesjährigen A’larme-Festivals, waren über die perfide-präzise, ganglienmassierende Soundanlage des Radialsystems ein sehr, sehr körperliches Erlebnis.
Wenig später weinte ich, aus anderen Gründen vibrierend, inniglich bei „Loving Vincent“, der Van Goghs letzte Tage anhand seiner Briefe erzählt. Jedes Bild ist animiert und liebevoll seinen malerischen Eigenarten nachempfunden; der Film endet mit einem Zitat aus seinem letzten Brief: „Ich wollte immer nur malen und so, dass die Leute sagen: Er war doch zu etwas nutze. Und er war zu tiefen und schönen Empfindungen fähig.“
Und, schluchzt da der Romantiktroll vom Prenzlauer Berg, das hoffen wir eben alle, wir zugleich im Großen Rauschen. Und an guten Tagen hör ich das Trapsen der einzelnen Nachtigall. Und an anderen treibt es mir Hammer, Amboss und Steigbügel aus dem Mittelohr. Ach, Mitmensch. Geiler Sommer.
Eine neue Website hab ich auch. Meine nächsten Geräusche:
„Nur wenn ich lache“. Mein Bühnensolo. Do, 13.09.18, 19.30 Uhr, Theater O-TonArt, Kulmer Str. 20A, 10783 Berlin. Karten unter 030 – 37 44 78 12.
„Lob des Unterschieds“. Jüdin, Moslem, Christ und Humanist parlieren über ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Donnerstag, 24. September, Berlin. 15 Uhr: Vorstellung für Kinder und Jugendliche 19 Uhr: Vorstellung für Erwachsene, Wagenburg Lohmühle, Kulturbanausen e.V., Lohmühlenstraße 17, 12435 Berlin. Eintritt frei.
Dein Zeha Schmidtke