Bis eben noch, da war „Gefahr“ das Wort auf Seite Eins vom Schmuddelblatt am Zeitungskiosk. Dann ging man trotzdem raus, trotz aller Warnung, in die wildgewordene Natur.
Die war bloß vis-a-vis recht übersichtlich, inmitten von Zementbetonasphalt rechtwinklig eingehegt, Ziergartenzäunchen drumherum, manchmal sogar nur Flatterband, privatinitiativ gezogen, herinnen meist ein ein schlankes Bäumchen, das keinen Parkplatz kostet, und nebenan noch drei- bis viereinhalb gepflanzte Kräuter und Blüten, sogar mit Namensschildchen mancherorts, als wäre es ein Kennenlern-Gesprächskreis.
Und eigentlich steht auf den Schildchen: Hier wache ich (der Mensch, der sie beschriftete)! Und wenn Du Deinen dicken Mops hier kacken lässt, dann schieß ich raus aus meinem Ladenlokal und frag Dich aber doppelt laut als notwendig, ob Du denn die Natur nicht schützen magst und gerade jetzt, wo wir doch Klima haben und auch Krieg!
Der Mops röchelt im Hintergrund, das Tütchen mit handwarmem Scheiß hängt zum Transport an Deiner Hand. Die Sonne scheint, reicht ob der engen Häuserschlucht aber nicht ganz zur Schutznatur herunter. Dazu weht ein warmes Windchen, dass Großer Ehrenpreis und Weiße Lichtnelke mit ihren Köpfchen nicken, nicken, nicken.
Weißt Du noch, damals, als wir Menschen noch nicht eingeteilt waren in Coronazis und Querschwurbletten, in Putinverstehende und Kriegstreibende? Diese Zeit liegt womöglich noch vor uns, wenn Du und ich nur frohgemut den Arsch hochbekommen, freilich, darob wird es sich auch entscheiden
Kevin Buddha Tweet
Ein Medium, in dem wir uns jenseits aller Blasen und Meinungsforen miteinander austauschen, ist der Bürgerrat – einberufen zu einem Oberthema, seine Mitglieder per Losentscheid zusammengewürfelt. In Deutschland ist die Durchführung neu und zaghaft. Anders als die Schweizer Gemeindeversammlung verfasst der Bürgerrat lediglich Empfehlungen ohne rechtliche und politische Verpflichtungen.
Es ist ein Anfang. Auf dass sich das Mensch, die Krönkörkin der Schopfung glatt noch für unser aller Gemeinwohl begeistere. Mühsam ernährt sich die Eichhörnin.
Schantal Arendt Tweet