Mein Hund ist tot.

Acht Zwinger schauen kreisförmig zur Mitte; in der steh ich vor beinahe sechzehn Jahren und seh, wie sich ein Boxer in den Arm der Pflegerin verbeisst und einen endlos langen Augenblick von ihr herabhängt wie ein 50-Pfund-Geschwür. Die anderen bellen wie blöde und noch mehr, Aufregung ist hier drin rasender Virus. Nur einer steht da stumm auf Sichelbeinen, ein Ohr geknickt, das andere oben, und schaut mich an und schaut. Und als ich rausgehe aus dem größten Tierheim in Europa, da geht’s der Pflegerin auch wieder. Und ich hab einen Hund (den Namen „Urby“ gibt’s dazu).

Kein Mensch ist er und wendet sich mit solcher Hingabe mir zu, selbst, wenn meine fette Tante Depri zu Besuch ist und sich darniederhockt, mir aufs Gesicht, dann fiepst er eben gar so lang, bis ich ihn wieder hören kann und hochkomme. Bei meinen Auftritten tapst er gelegentlich aus unserer Garderobe auf die Bühne, dann gehört der Abend ihm. Die Leute fragen mich: „Wie machen Sie das nur, dass er genau dann, wenn es passt, von ganz allein erscheint?“ Jetzt kann ich es ja sagen: Er passte immer, jeden Augenblick.

Wir hatten so, so viele Tage, die so schön waren, und er starb an keinem von ihnen. Der eine Samstag jetzt, an dem er es tat, bricht mich entzwei. Der Tod ist eine Sauerei für die, die lebend zurückbleiben. Die Trauerfeier findet täglich statt, in Natia und in mir. Und auf Beschwichtigungen steht die Todesstrafe.

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